Bahnsinn-Bamberg
16Jun/110

Nach dem Infoabend ist vor dem Infoabend

Aus Sicht der Veranstalter kann der Informationsabend vom letzten Freitag als voller Erfolg gewertet werden: Ca. 100 Zuhörer kamen in das Pfarrheim Maria-Hilf, die drei Referenten lieferten vielen Zuhörern Neuigkeiten und besserten den Informationsstand auf  und es schloss sich eine rege Diskussion an.

Zwar gab es kein Ergebnis oder gar einen Beschluss, doch das machte es umso deutlicher, dass das Bahnprojekt ein einziges Dilemma zu sein scheint: wird man dem Schutz der Bürger durch Lärmschutzmauern gerecht, dann haben die Sichtachsen ein Nachsehen. Bleiben die Sichtachsen erhalten, bleibt die Lärmbelastung der Anwohner ungemindert bestehen.

Doch gibt es Ansätze beiden Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Denn nicht alle Trassenabschnitte tangieren Sichtachsen in den empfindlichen Pufferzonen des Weltkulturerbes. An sensiblen Stellen, könnte innovativer Lärmschutz zum Einsatz kommen, der die Sichtachsen nicht oder in einem vertretbaren Ausmaß beeinträchtigt. Für letztere Lösung müsste sich jedoch die Stadt stark machen und sich dafür einsetzen den Bauabschnitt als Pilotprojekt für innovativen Lärmschutz anzumelden.
Aber jegliche Maßnahmen werden wohl ohnehin noch viele Jahre, möglicherweise bis 2038, auf sich warten lassen. Diese Aussicht trifft Anwohner mit hoher Lärmbelastung empfindlich, weshalb sich MdB Thomas Silberhorn für die schnelle Umsetzung einsetzen möchte wie man verschiedenen Veröffentlichungen entnehmen kann (thomas-silberhorn.decsu.de, FT). Referent MdB Dr. Anton Hofreiter (inzwischen Vorsitzender im Verkehrsausschuss) konnte hierzu einen spannenden Aspekt anführen: Im Jahr stehen stehen 150 Millionen Euro pro Jahr für die Lärmsanierung zur Verfügung (50 Millionen Euro für Bundesfernstraßen, 100 Millionen Euro für die Schienenwege der Eisenbahnen des Bundes; BMVBS, Bundesministerium für Verkehrs, Bau und Stadtentwicklung). So könnte im Vorfeld das Dilemma schon etwas entschärft werden, indem betroffene Anwohner, wie die der Interessengemeinschaft Distelweg, schon "bald" den ersehnten Lärmschutz bekommen, während andere Abschnitte davon verschont blieben.

v.l.: Referenten Dr. Jonas, Herr Kabitz, MdB Dr. Horfreiter; Moderator Dr. Händler)

Mit diesen Überlegungen, könnte sicherlich an einem befriedigenden Konsens gearbeitet werden. Leider gibt es dann immer noch keine Lösungen für die Streckenführung in der Nordflur inklusive 8m hohem Überwurfsbauwerk. Darauf wies Johann Strobler, von der gleichnamigen Staudengärtnerei hin. Dort soll nach der neuen Brücke Kronacher Straße die Bahn rechts abgeleitet werden. Dies würde  1/3 des gesamten Gärtnerlandes abtrennen. Von nördlicher Richtung werden die Flächen vom Industriegebiet beansprucht so dass die Gärtner auch dort keine Felder zupachten können. Durch diese Entwicklung sieht Herr Strobler den Fortbestand der Bamberger Gärtner bedroht, da ihnen die Existenzgrundlage entzogen werde. Aber gefährdet das nicht auch die Existenz des Weltkulturerbetitels? Schließlich ist der "urbane Gartenbau" ein Kriterium für die Ernennung Bambergs zur Weltkulturerbestadt ("Of particular interest is the way in which the present town illustrates the link between agriculture (vineyards, hop gardens, market gardens) and the urban distribution centre." whc.unesco.org)

Es bleibt zu hoffen, dass die Veranstaltung die zahlreichen Zuhörer zum Nachdenken und "Dranbleiben" animiert hat, denn einfach wird es nicht diesen gordischen Knoten zu lösen, der ein einziges Dilemma zu sein scheint. Doch nach dem Infoabend ist vor dem Infoabend  und so werden die anwesenden Stadträte (Peter Gack (GAL), Matthias Alt (BBB), Dieter Weinsheimer (FW Bamberg)) versuchen die Umsetzung des 3D Modells der Bahnstrecke mit Lärmschutzwänden voran zu treiben. Außerdem machte Peter Gack den Vorschlag ein "Experten Hearing" einzuberufen, zu dem Schallschutzexperten eingeladen werden sollen, um über die Lärmschutzmöglichkeiten zu diskutieren und interessierte Bürger zu informieren.

Anna Hübner

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